Körner, Martin / 1757-1822

Geburtsdatum1757
GeburtsortTauberbischofsheim
Sterbedatum1822
SterbeortGau-Algesheim, Stadt 
WirkungsortGau-Algesheim, Stadt 
Beruf oder BeschäftigungLehrer  | Kirchenmusiker 
GND-Sachgruppe | Personen zu...Bildung. Erziehung  | Kirche  | Musik. Musikwissenschaft 
In Beziehung stehende PersonEickemeyer, Rudolf 
QuellenHinkel, Erich, Martin Körner (1757-1822). Ein Schulmeister in schwerer Zeit, in: Heimatjahrbuch Landkreis Mainz-Bingen, 33, 1989, S. 149-152, auch: Gau-Algesheim. Historisches Lesebuch, 1999, S. 153 Φ 157 | Sarg, Heinrich, Aus der Geschichte der Schule in Gau-Algesheim, in: Brück, 600 Jahre Stadt Gau-Algesheim, 1955, S. 77-92
GND-Nummer1170102999
Siehe auchDeutsche Nationalbibliothek (DNB) Deutsche Nationalbibliothek (DNB)

Datum der letzten inhaltlichen Bearbeitung: 17.10.2018

Biogramm

1781 übernahm Körner die Schulstelle für 200 Kinder in Gau-Algesheim, die bei einem Gehalt von 134 fl. zusätzlich den Glöckner-, Organisten-, Chorleiter- und Sakristandienst umfasste; im Streit um das neue Gesangbuch, der 1787/89 in Teilen der Erzdiözese, vor allem im Algesheimer Landkapitel und im Rheingau, Empörung und Widerstand auslöste, unterstützte Körner die Einführung des als lutherisch diffamierten fortschrittlichen Kirchengesangs; er geriet in Streit mit dem Amtskellner Johann Baptist Hellmandel, der noch im Rahmen der Klubistenverfolgung 1794 versuchte, den "schlimmen" Schulmeister loszuwerden; im Oktober 1792 hatte sich Körner den Gau-Algesheimer Klubisten angeschlossen, er hielt im Gasthaus "Zum Stern" Freiheitsreden, übte mit den Anhängern der Freiheit die Marseillaise ein und erläuterte ihnen die Entstehung des Liedes; als Körner sich weigerte, bei der Urwahl zum Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent am 7. März 1793 als Schriftführer zu fungieren, weil er kein Gemeindeangehöriger sei, wurde er vom Pedell zwangsweise vorgeführt und leistete dann, auf einem Stuhl stehend, den Eid auf die französische Konstitution; nach der Einnahme der Stadt durch preußische Truppen kam der vor den Franzosen in den Rheingau geflohene Kaplan Weidner nach Gau-Algesheim zurück und überprüfte am Karfreitag die von Körner vorbereiteten Kommunionkinder, die an Ostern die Erste Hl. Kommunion empfangen sollten; während des Hochamtes an Ostern leistete sich Körner ein Husarenstück: während der Aussetzung des Allerheiligsten schlug der Schulmeister auf der Orgel die Marseillaise an; im Juni 1793 wurde Körner arrestiert und in die Brömserburg nach Rüdesheim gebracht, nachdem ihn der Amtskellner Hellmandel beim Kanzler Albini als "schlecht" und "zu einem Schuldienst ganz unfähig" denunziert hatte; der human und rechtsstaatlich handelnde Untersuchungsrichter Engelhardt sprach Körner von allen Anklagepunkten frei; Hofkanzler Albini aber verzögerte die Freilassung aus der Haft und die Einweisung in den Schuldienst bis zum Herbst 1794 hinaus; Körner versah in der Folgezeit seinen Dienst unter kurfürstlicher, napoleonischer und großherzoglicher Verwaltung als "ausgezeichneter Schulmeister und rechtschaffener Mann", wie der Bürgermeister und ehemalige französische General Rudolf Eickemeyer an das bischöfliche Vikariat berichtete. ---[Text von Norbert Diehl (per Email am 15.10.2018)]