Varianter Name | Müller, J. / 1801-1858 | Müller, Johannes Peter / 1801-1858 |
Geburtsdatum | 14.07.1801 |
Geburtsort | Koblenz, Kreisfreie Stadt |
Sterbedatum | 28.04.1858 |
Sterbeort | Berlin |
Beruf oder Beschäftigung | Arzt | Naturwissenschaftler | Zoologe |
GND-Sachgruppe | Personen zu... | Medizin. Tiermedizin | Biologie |
In Beziehung stehende Person | Virchow, Rudolf | Helmholtz, Hermann von | Wundt, Wilhelm | Puggé, Eduard |
Werke | Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes des Menschen und der Thiere, nebst einem Versuch über die Bewegung der Augen und den menschlichen Blick, 1826 | Ueber die phantastischen Gesichtserscheinungen, 1826 | Handbuch der Physiologie des Menschen für Vorlesungen, 1833-1840 |
Quellen | Allgemeine Deutsche Biographie XXII, S. 625/8 | Neue Deutsche Biographie XVIII, S. 425/6 | Deutsche Biographisches Enzyklopädie VII, S. 271 | Leyendecker, Berühmte Männer, Heimatbuch des Kreises Cochem, Kaisersesch 1926, S. 215 | Geschichte der Stadt Koblenz, Bd. 2, hrsg. Energieversorgung Mittelrhein GmbH Koblenz, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart | |
GND-Nummer | 118585053 |
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Sohn des Schumachers Johannes M in Müden, der in jungen Jahren nach Koblenz zog, weil ihm in dem kleinen Winzerort nur ein karger Verdienst beschieden war. - J.M. wurde am 14.01.1801 in Koblenz geboren, wo er auch das Gymn. besuchte; Schulfreund von Eduard Puggé. Nach dem Abitur schlossen sich naturwissenschaftliche u. anatomische Studien an der Universität in Bonn in den Jahren 1819/22 an, wo er ab 1826 außerordentlicher und ab 1830 ordentlicher Professor für Anatomie u. Physiologie war. Von 1833 bis zu seinem Tode im Jahre 1858 war er Professor an der Universität in Berlin. Er war ein eifriger Schriftsteller u. verfasste mehr als 500 wissenschaftliche Arbeiten auf naturwissenschaftlichen u. anatomischen Gebieten. Noch heute gilt er als der Begründer der modernen Physiologie u. Entdecker der spezifischen Sinnesenergien. Als solcher ist er unter den Giebelfiguren der Straßburger Universität (erbaut 1871/84) verewigt. Im Jahre 1848 war er Rektor der Universität in Berlin u. stand als solcher im März 1848 als Anführer eines Studentenkorps mit an der Spitze in dem demokratischen Freiheitsaufstand gegen den Preußenkönig Friedrich Wilh. IV. in Berlin. Er war aber auch mit der Erste, der, als der Aufstand zu eskalieren drohte, den König aufsuchte um ihn zum Zurückziehen der Truppen zu veranlassen. Nach der Feuereinstellung nahm er mit dem König an dem Versöhnungsgang durch Berlin teil u. war auch zugegen bei der Beerdigung der sogenannten "Berliner Märzgefallenen". Zu seinen berühmtesten Schülern gehörten Hermann Ludwig Helmholtz, Du Bois Reymond, Rudolf Virchow, Ernst Haeckel. Die Stadt Koblenz hat dem berühmten Gelehrten u. Naturwissenschaftler am 7.10.1899 ein Denkmal gesetzt von Prof. Joseph Uphues, das am 7.10.1899 auf dem Jesuitenplatz feierlich eingeweiht wurde, außerdem ist eine Straße in der Südstadt nach ihm benannt. ---[Daten übernommen aus: Friderichs, Alfons / 1938-2021 [Hrsg.]: Persönlichkeiten des Kreises Cochem-Zell. Trier, Kliomedia : 2004. ISBN 3-89890-084-3 / Verf. dieses Artikels: Ernst Schmitz]
Laut Wikipedia und der Neuen Deutschen Biographie am 14.7.1801 geboren; ab Herbst 1819 Studium an der Universität Bonn; dort 1822 Promotion und 1824 Habilitation; ab 1825 außerordentlicher Professor, ab 1830 ordentlicher Professor für Anatomie, Physiologie und allgemeine Pathologie in Bonn; Lehrstuhl an der Universität Berlin ab 1833; außerdem Direktor des anatomisch-zootomischen Universitätsmuseums; Rektor der Universität Berlin; nach der 1848er-Revolution Hinwendung zur Meeresbiologie; Veröffentlichung zahlreicher wissenschaftlicher Bücher und Abhandlungen
Johannes Peter Müller, Professor für Anatomie und Physiologie und später Rektor der Friedrich-Wilhelm- (der heutigen Humboldt-) Universität (Unter den Linden) gelang der Brückenschlag von der naturphilosophischen zur naturwissenschaftlich fundierten Medizin. Er begründete die neuzeitliche Physiologie, die die biologischen Vorgänge mit Hilfe chemischer und physikalischer Messungen untersucht. Das menschliche Dasein wurde nicht mehr als Teil einer göttlichen, vorbestimmten Ordnung begriffen. "Keine anderen Kräfte als die allgemein physikalisch-chemischen wirken im Organismus", betonte Müller-Schüler Emil du Bois-Reymond. - Als Sohn eines Schuhmachers 1801 in Koblenz geboren, trieb der äußerst strebsame und ausdauernde Johannes bereits in jungen Jahren biologische Studien. Stundenlang konnte er Spinnen beobachten. Sein Medizinstudium nahm er 1819 an der Universität Bonn auf, wo noch im Geiste der Naturphilosophie gelehrt wurde. Als er 1822 als junger Doktor an die Universität Berlin wechselte, besuchte er dort vor allem die Vorlesungen des angesehenen deutschen Naturforschers Karl Asmund Rudolphie (1771Φ1832). Dieser war seit Gründung der Alma Mater Berolinensis 1810 Professor für Anatomie und Physiologie. - Im Jahre 1833 sollte Müller auf eigenen Vorschlag sein Nachfolger werden. Ungezählt sind die Studenten, die Müller zu wissenschaftlichem Denken anregte und die es ihrerseits zu Ruhm und Ehre brachten. Ob Theodor Schwann, Jakob Henle, Ernst Haeckel, Emil du Bois-Reymond, Ernst von Brücke oder Hermann von Helmholtz: Müllers Schüler zählen zu den Hauptvertretern der "wissenschaftlichen Medizin" in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Rudolf Virchow, auch er ein Student Müllers, wird über Jahrzehnte als der deutsche Medizin-Papst gelten. - Mit seiner Ehefrau Nanny Ziller wohnte Müller seit 1833 in der Nähe des Anatomischen Instituts hinter der Garnisonskirche (heute Litfaßplatz). Dort sezierte, mikroskopierte, notierte und systematisierte er unablässlich seine umfassenden Forschungen und publizierte die Ergebnisse in umfangreichen Werken. Sein "Handbuch der Physiologie" wurde ein Welterfolg. - Eine völlig neue Situation für den politisch unerfahrenen Müller brachte die März-Revolution 1848. Auch die Berliner Studenten forderten die nationale Einheit und begehrten liberale Freiheiten. Als Rektor der Universität gehörte Müller zum "geistigen Leibregiment der Hohenzollern", dennoch stand er am 18. März in seinem Talar an der Spitze des Senats und an der Seite der Studenten, um von König Friedrich Wilhelm IV den Rückzug seiner Truppen zu verlangen. Der lehnte ab. Bei den anschließenden Barrikadenkämpfen starben vier Studenten. In vollem Ornat marschierte Müller hinter den Särgen. An seiner königstreuen Haltung änderte dies nichts. Die Bürde des Amtes schien ihn fortan zu drücken, Depressionen waren die Folge. - Immer häufiger brach er zu ausgedehnten Forschungsreisen auf, studierte die harpunenähnlichen Pfeile der Giftzüngler-Schnecken oder beschrieb erstmalig das Lanzettfischchen, das bis heute als einziges noch aus der Urzeit existierendes Schädelloses gilt, bei dem ein knöcherner Schädel, ein echtes Gehirn, eine Wirbelsäule und Extremitäten fehlen. - Der vergleichenden Anatomie und Morphologie der Seetiere gab er wichtige Impulse, Müller erhielt internationale Auszeichnungen. Mit wachsender Distanz beobachtete der Gelehrte die rasant fortschreitende inhaltliche und disziplinäre Ausdifferenzierung der Physiologie, einen Prozess, den er selbst entscheidend mit angestoßen hatte. - Am 27. April 1858 beschriftete er das letzte von ihm gesammelte Präparat im anatomischen Museum mit der Nummer 19577. Am nächsten Morgen wurde er tot aufgefunden. Einer Obduktion hatte Müller zu Lebzeiten widersprochen. Seine nächsten Schüler widersprachen dem Gerücht nicht, dass er mit einer Überdosis Morphium seinem Leben ein Ende gesetzt habe. ---[Biogr. übernommen aus: Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer in Berlin ... ein Projekt der Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund. Berlin : Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund, 2022 (1 Online-Ressource)]