Wallot, Paul / 1841-1912

Varianter NameWallot, P. / 1841-1912 | Wallot, Johann Paul / 1841-1912
Geburtsdatum26.06.1841
GeburtsortOppenheim, Stadt 
Sterbedatum10.08.1912
SterbeortBad Schwalbach
WirkungsortFrankfurt am Main | Bad Kreuznach, große kreisangehörige Stadt  | Berlin
Beruf oder BeschäftigungArchitekt 
GND-Sachgruppe | Personen zu...Architektur. Bautechnik 
QuellenAllgemeine Zeitung / Bad Kreuznach. - (2012), 185 vom 10.8., S. 10
GND-Nummer118824686
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Datum der letzten inhaltlichen Bearbeitung: 02.08.2022

Darstellung von Wallot, Paul

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Biogramm

Besuch der höheren Gewerbeschule in Darmstadt; Studium der Architektur in Hannover und Berlin; ab 1868 selbständiger Architekt in Frankfurt am Main, wo er Privat- und Gewerbehäuser entwarf; Planung verschiedener Gebäude in Bad Kreuznach, beispielsweise das Gäste- und Badehaus in der Kurhausstraße 14 und die Villa für Josef Schneider, dem Gründer der Optischen Werke, in der Stromberger Straße 3; bekannt auch für den Bau des Berliner Reichstags ab 1882, für den Wallot nach Berlin übersiedelte; Ruhestand 1911 und Umzug nach Biebrich; starb während eines Kuraufenthaltes im damaligen Bad Langenschwalbach

Biogramm / alternativ

Der Schöpfer des Berliner Reichstagsgebäudes, Sohn eines Weingutbesitzers und Hugenotten-Nachkomme, Paul Wallot, wurde 1841 in Oppen-heim am Rhein geboren. Zeitlebens bestand er auf der deutschen Aussprache seines Namens mit "t". An der Bauakademie in Berlin, Hannover, Darmstadt und Gießen studierte er Architektur unter anderem bei Martin Gropius und Richard Lucae, dem Erbauer der Frankfurter Alten Oper. Nach Studienreisen nach Italien lebte Wallot als Privatbaumeister von 1868 bis 1883 in Frankfurt am Main. Seine Entwürfe für das Niederwalddenkmal (1878) und den Frankfurter Hauptbahnhof (1880) wurden aber nicht umgesetzt. - Als 1882 der zweite Wettbewerb für ein Reichstagsgebäude in Berlin ausgeschrieben wurde (der erste Entwurf konnte nicht realisiert werden, weil das Grundstück noch nicht zur Verfügung stand), erhielt der Entwurf des bis dahin noch unbekannten Architekten 19 von 21 Stimmen der hochrangig besetzten Jury und wurde als "Überschreitung der Mainlinie in der Baukunst" gefeiert. Drei Mal musste der Grundriss allerdings noch geändert werden, bis am 9. Juni 1884 der Grundstein gelegt werden konnte. - Wallot siedelte nach Berlin über und investierte die nächsten zwölf Jahre seines Lebens in die Bauleitung. Dabei musste er zahlreiche Konflikte durchstehen - darunter den heftigsten mit Wilhelm II. Zum persönlichen Bruch kam es, als der Kaiser bei einer Begegnung mit Wallot ansetzte, die Pläne zu verändern und zu dem 18 Jahre Älteren sagte: "Mein Sohn, das machen wir so!" Der relativ kleine Wallot richtete sich entschieden auf und entgegnete: "Majestät, das geht nicht!" Der brüskierte Kaiser lehnte fortan den ganzen Bau ab und bezeichnete ihn während einer Italienreise als "Gipfel der Geschmacklosigkeit" - womit er sich den Unmut der gesamten deutschen Künstler- und Architektenschaft zuzog. - Konflikte gab es auch um die Kuppel des Gebäudes, die dem Kaiser angeblich deshalb nicht gefiel, weil sie sieben Meter höher als die des Berliner Stadtschlosses war. Wallot selbst änderte ihre Lage zu einem Zeitpunkt nochmals, als der Bau schon weit fort geschritten war, und musste deshalb aus statischen Gründen eine Konstruktion aus Stahl und Glas wählen, die sich im scharfen Kontrast zum kaiserlichen Hofstil befand. - Bei der Fertigstellung des Reichstages (heutige Adresse: Platz der Republik 1) im Jahr 1894 wurde Wallot zwar zum Geheimen Baurat ernannt, der Kaiser verweigerte ihm aber eine Goldmedaille, die ihm die Jury der Großen Berliner Kunstausstellung einstimmig zuerkannt hatte. Weitere Auseinandersetzungen brachte die 1891 begonnene Ausschmückung der Innenräume mit sich. Auch weil er sich in Berlin unverstanden fühlte, hat-te Wallot 1894 einen Ruf als Professor der Baukunst an die Kunstakademie und die Technische Hochschule in Dresden angenommen. Der maßvoll proportionierte Sächsische Landtag wurde Wallots zweites Hauptwerk. Unterdessen wirkte er weiter als Leiter der "Ausschmückungskommission" des Berliner Reichstages und pendelte zwischen den beiden Städten. Im März 1899 kam es zu einem Eklat über zwei gigantische Bilder von Franz Stuck und zwei Wahlurnen des Bildhauers Adolf Hildebrandt, im Verlaufe dessen Wallot sein Amt als Leiter der Dekoration aufgab. 1911 legte Wallot seine Lehrämter nieder und zog sich nach Biebrich am Rhein zurück. Er starb ein Jahr später in Langenschwalbach im Taunus. - Zwischen 1995 und 1999 wurde das während der deutschen Teilung nicht mehr als Parlament genutzte Reichstagsgebäude vom Architekturbüro Norman Forster grundsaniert. Seit beherbergt es den Deutschen Bundestag. ---[Biogr. übernommen aus: Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer in Berlin ... ein Projekt der Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund. Berlin : Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund, 2022 (1 Online-Ressource)]